
Wochenendtrip nach Venedig oder Fernreise nach Vietnam? Mit dem Zug reist man auch an entlegenste Orte klimaneutral und komfortabel.
Erinnern Sie sich? 2019 sprach alles von der „Wieder-entdeckung“ des Zugfahrens, Bahnunternehmen bauten ihr Nachtzugangebot aus und die Menschen stiegen vom Flugzeug auf den Zug um. Sogar nach Japan, Vietnam und Bali konnte man mit dem Zug fahren. Doch dann kam der März 2020 und plötzlich konnte man nirgends mehr hin. „Der Hype war schon noch da, nur konnte man eben nicht mehr grenzüberschreitend reisen“, erinnert sich Elias Bohun, der Ende 2019 gemein-sam mit seinem Vater das Vermittlungsbüro für internationale Zugfahrten „Traivelling“ gegründet hatte. Das Geschäftsmodell: einfache Zugverbindungen von innereuropäischen Trips bis hin zu Reisen über viele tausend Kilometer hinweg. Eine mehrtägige Bahnreise von Wien nach Hanoi legte Elias Bohun als seine Maturareise 2019 selbst zurück.
Fernreise im Schlafwagen
Von Wien nach Hanoi oder nach Tokio, aber auch nach Lissabon, Barcelona oder Moskau. Es sind Anfragen wie diese, vor denen Zugreisende bei der Verbindungssuche kapitulieren müssen. Schwierig zu finden und preislich oft weit über entsprechenden Flugverbindungen. Doch die guten Zugverbindungen gibt es – sie sind vor allem außerhalb Europas ziemlich versteckt. Besonders wenn Umstiege oder längere Pausen -nötig sind, wird die Reiseplanung schnell komplex. Diese Lücke wollten Elias und Matthias Bohun mit ihrem Unter-nehmen schließen, ab -Anfang nächsten Jahres soll eine Plattform-Lösung die händische Buchungsarbeit vereinfachen.
Emissionslos BahnFahren
Nun sind die Grenzen teilweise wieder geöffnet und die Menschen reisen wieder. Als sauberstes Verkehrsmittel ist die Bahn in Zeiten von Klimakrise und Verkehrswende das Mittel der Wahl – -sofern man die Wege auch buchen kann. „Von Wien aus gibt es ein sehr großes und -gutes Nachtzugangebot nach Italien und nach Nordeuropa. Auch nach Frankreich und Spanien kommt man mit einmal Umsteigen ganz gut“, meint Bohun. Er persönlich empfiehlt, den Nachtzug nach Rom zu nehmen, sich einen Tag in Rom die Füße zu vertreten und dann tagsüber weiter nach Palermo zu fahren. „Die Fahrt zwischen Rom und Palermo ist allein wegen der schönen Strecke entlang der italienischen Westküste ein Erlebnis“, sagt er.
Die Bahn ist das sauberste Transportmittel und es gibt viele gute Verbindungen. Man muss sie aber auch nutzen. Hier kommen Tipps zum Nachfahren:
Berg-Gehen
Bus und Bahn bringen einen ganz einfach in alpine Regionen. Und das ganz ohne Staus. Einfach Rucksack packen und losgehen. Egal ob Schneeberg-Rax-Region für einen Tag von Wien aus oder für eine mehrtägige Tour weiter Richtung Westen: Wanderausflüge bieten sich per Bahn besonders gut an, kann man doch nur mitnehmen, was in einen Rucksack passt. Von Wien aus geht es in die Schneeberg-Rax-Region mit dem Regional Express nach Payerbach-Reichenau, von dort aus führen zahlreiche Regionalbusse zum Preiner Gscheid, zur Talstation der Rax-Seilbahn oder zum Weichtalhaus als ideale Ausgangspunkte für schöne Tagestouren. Innerhalb von drei Stunden ist man aber auch schon im Gesäuse, im Toten Gebirge oder am Ötscher.
Alle öffentlich erreichbaren Ausflugs-tipps, Tagestrips und Mehrtageswanderungen mit Tourenbeschreibungen und Anfahrtsplan: www.bahn-zum-berg.at
Für Routenplanung, die auch Regionalbusse und kleine Transportunternehmen beinhaltet, eignet sich: www.anachb.at
Mehr-Sehen
Nur noch einmal schlafen! Besonders für Wochenendausflüge und Citytrips eignet sich der Nachtzug hervorragend. Von Wien aus gehen täglich Nachtzüge in verschiedene europäische Städte. Wer früh genug bucht, kann ein Sparschiene-Ticket ergattern und reist damit nicht nur komfortabel und klimaneutral, sondern auch noch günstig. Pro-Tipp: Wenn bei den Österreichischen Bundesbahnen die Sparschiene-Tickets schon vergriffen sind, hat die Deutsche Bahn oder Trenitalia vielleicht noch das eine oder andere Ticket übrig. Nachtzugverbindungen und Sommerverlängerung planen: www.nightjet.com

Text: Helena Zottmann
Fotos: iStock by Getty Images, Unsplash