
Als Korrespondent, Pressefotograf oder Blogger steht man an der Front des Krieges, der sich auch gegen die Medien- und Pressefreiheit richtet. Ein Blick auf mutige Menschen, die vor Ort berichten.
Die unzähligen Bilder, Berichte und Kommentare aus der Ukraine, die uns seit Kriegsbeginn überfluten, vermitteln uns eindrücklich das Ausmaß der Tragödie. Die vielen Medienleute, die derzeit für uns im Krieg „kämpfen“, versuchen mit ihren Reportagen und Bildern, den Krieg konkreter zu machen, das Drama sichtbarer. Für Österreich berichtet u. a. Christian Wehrschütz (ORF-Auslandskorrespondent) seit Februar unermüdlich von der absurden Realität, dem großen, unlösbaren Konflikt und den vielen persönlichen Geschichten. Seine so unaufgeregte Berichterstattung hat viele beeindruckt, vor allem auch sein Mut, als Familienvater in einem Kriegsgebiet zu arbeiten. Für seinen Einsatz erhielt er im April bei der Romy-Gala (Preis der heimischen Film- und Fernsehbranche) einen Sonderpreis. Die Jury lobte dabei seinen „Mut in der Recherche und Besonnenheit in der Einordnung schrecklicher Ereignisse für das Publikum“. Dass hinter jeder Reportage, jedem Post und jedem Foto Menschen stehen, die ihr Leben riskieren, wird oft erst im Nachhinein klar, wenn wir die Berichte von den toten JournalistInnen hören.
Pressefreiheit
Erst Ende Mai wurde der 32-jährige Leclerc-Imhoff durch einen Granatsplitter getötet. Es ist mittlerweile der siebte Journalist, der in diesem Krieg sein Leben gelassen hat. Der Reporter war gerade auf dem Weg zu Dreharbeiten in die Ostukraine. „Sein Tod verdeutlicht einmal mehr, welchen Gefahren unabhängige JournalistInnen während der Berichterstattung in der Ukraine ausgesetzt sind. Die russische Armee führt einen gezielten Krieg gegen kritische Medienschaffende, um unabhängige Informationen aus dem Kriegsgebiet zu unterdrücken“, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen.
Frauen an der Front
Auch viele Frauen riskieren ihr Leben im Einsatz für die Wahrheit. Die Oberösterreicherin Petra Ramsauer hat jahrelang an vorderster Front als Reporterin in Ländern wie Afghanistan und Syrien gearbeitet. Seit 2020 geht sie nicht mehr in bewaffnete Konflikte, sondern schreibt Reportagen weit hinter der Frontlinie. „Durch die Entführung meiner Kollegen durch den Islamischen Staat wurde das latente Risiko plötzlich manifest. Zudem ist es kaum möglich, als Krisenreporterin ein Leben nebenbei zu haben, und die Bezahlung ist sehr schlecht.“ Derzeit macht sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin und will mit schwer traumatisierten Menschen arbeiten. „Ich möchte einen Beruf ausüben, bei dem ich in Würde altern kann.“
Die macht der Bilder Fotos haben im Krieg einen besonderen Impact und gehen uns oft nicht mehr aus dem Kopf. Einer, der für uns anhand seiner ikonischen Fotos aus dem Krieg berichtet, gesichert mit Helm, kugelsicherer Weste und Emergency-Kit, ist der dänische Fotograf, dreifache Vater und zweifache „World Press Photo“-Gewinner Mads Nissen. „Es gibt zwei Arten von Risiken, die physischen und die mentalen. Den psychischen Druck darf man nie unterschätzen, man braucht gute Strategien, um sich zu erden. Aber ich liebe meinen Job. Und Fotografie ist für mich eine Art, Gefühle aus-zudrücken“, erzählt der Fotojournalist, der bei der dänischen Tageszeitung Politiken angestellt ist. „Manchmal ist es sehr beängstigend, denn Sicherheit gibt es nicht, am Ende zählen deine Erfahrung, dein Urteilsvermögen und deine Kontakte.“ Derzeit ist er wieder zu Hause in Kopenhagen, wo er die nächsten Monate in Elternkarenz verbringt. „Von einer Welt in die nächste, aber die Zeit mit meinen Kindern hilft mir beim Ausbalancieren.“

„Die Bezahlung für Krisenreporter muss sich verbessern.“,
Petra Ramsauer,
Journalistin

„Wir haben nicht Richter zu sein als Journalisten.“,
Christian Wehrschütz, ORF-Korrespondent, Ukraine

Text: Heidrun Henke
Fotos: www.madsnissen.com, Jaqueline Godany, Salzgeber & Co Medien GmbH, ORF