Gleiches Recht für alle …

©Martina Lang

Mari Lang, Moderatorin für TV & Events, Sprecherin & Speakerin sowie Gründerin des feministischen Podcasts „Frauenfragen“, im Talk.

better life: Du bist bekennende Feministin, im Podcast „Frauenfragen“ besprichst du mit prominenten Männern Themen, die – geht man nach gängigen Klischees – sonst Frauen betreffen. Wie kam es zu der Idee und worauf willst du damit aufmerksam machen?

Mari Lang: Die Idee zum Podcast kam mir im Zuge der Corona-Pandemie, als ich im Frühjahr 2020 in Kurzarbeit geschickt wurde. Denn mein Chef hat mich mit den Worten „Dann hast du jetzt Zeit, dich um deine Kinder zu kümmern“ verabschiedet. Dieser Satz hat bei mir viele Emotionen in Gang gesetzt und mir einmal mehr gezeigt, dass Kinder in unserer Gesellschaft immer noch Frauensache sind. Meinen Mann hat damals nämlich niemand gefragt, ob sich das Arbeiten im Homeoffice und die Betreuung der Kinder, die plötzlich zu Hause waren, vereinbaren lässt. Die Frage nach der Vereinbarkeit ist aber eine gesellschaftspolitisch extrem relevante und deshalb sollten nicht nur Frauen darüber sprechen (dürfen), sondern auch Männer. Es wird Zeit, dass diese, wenn sie Kinder haben, ihre Vaterrolle auch endlich verstärkt wahrnehmen und sich mehr in die Familien- und Care-Arbeit involvieren (können). Mein Podcast soll Gedanken in diese Richtung anstoßen.

Wie definierst du Gleichberechtigung in einer „idealen“ Gesellschaft? Und wo stehen wir deiner Meinung nach diesbezüglich in Österreich? 

Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht, die gleichen Rechte und Chancen hat, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dafür müssen aber auch finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Geschlechtergerechtigkeit ist ja immer auch stark mit der sozialen Herkunft verknüpft und mit dem herrschenden Verständnis von Ökonomie. Care-Arbeit und soziale Arbeit – also all die Jobs, die zu Beginn der Corona-Pandemie als System-erhalterInnen-Jobs beklatscht wurden – müssen endlich einen höheren Stellenwert erfahren und gerechter entlohnt werden.

Oft wird von „Powerfrauen“ gesprochen, eine schwierige Bezeichnung. Jede Frau hat Stärke, wenn sie es zulässt und man sie lässt. Wie können sich Frauen gegenseitig stärken?

Ich denke, es ist wichtig, dass Frauen erkennen, dass es mehr als nur eine geben kann, dass Platz für uns alle da ist. Das Patriarchat versucht uns ja seit Jahrhunderten weiszumachen, dass es eben nur eine geben kann und wir Frauen deshalb vor allem Konkurrentinnen sind, sein müssen. Die Komikerin Carolin Kebekus beschreibt das treffend in ihrem Buch „Es kann nur eine geben“. Ich habe es mir z. B. zur Aufgabe gemacht, in jedem Gespräch zumindest eine andere Frau zu nennen und damit mehr Sichtbarkeit zu schaffen. Männer haben, seit gefühlt schon immer, Netzwerke, durch die sie sich gegenseitig fördern – ganz locker nebenbei beim Biertrinken und Golfspielen. Genau das sollten wir Frauen auch tun! Genau das können wir Frauen auch! Raus aus der Opferrolle und der Komfortzone und rein in die Solidarität. Gemeinsam können wir ganz viel schaffen! Davon bin ich überzeugt.

Welche Werte gibst du deinen zwei Mädels mit, damit sie später als selbstbewusste und selbstständige Frauen durchs Leben gehen?

Das Wichtigste, das ich ihnen mitgeben möchte, ist das Gefühl, dass sie geliebt werden, genau so, wie sie sind, denn nur so können sie ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und herausfinden, wer sie sind. Außerdem möchte ich ihnen vorleben, dass ihr Geschlecht niemals, egal wofür, ein Hindernis sein darf. Ich versuche, sie auch auf Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen und sie dazu anzuregen, Gegebenheiten zu hinterfragen. Ein kritischer Geist ist, gerade in Zeiten wie diesen, enorm wichtig!

Interview: Alicia Weyrich

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