In „Keine Zeit zu sterben“ feiert Daniel Craig als James Bond Ende September sein Comeback auf der Kinoleinwand. Wir haben den neuen Film und die Figur James Bond im Laufe der Jahrzehnte genauer unter die Lupe genommen.
Eigentlich hätte der 25. Bond „Keine Zeit zu sterben“ bereits 2019 in die Kinos kommen sollen, nach mehreren Verschiebungen ist es am 30. September nun endlich soweit: Daniel Craig wird zum fünften und letzten Mal in die Rolle des britischen Geheimagenten 007 schlüpfen. Der Abschied fällt Craig schwer: „Ich habe jede einzelne Sekunde dieser Filme geliebt und besonders diesen, denn ich bin jeden Morgen aufgestanden und durfte mit euch arbeiten, das war eine der größten Ehren meines Lebens“, verlautbarte der Brite in Tränen an seine Crew am Ende der Dreharbeiten von „Keine Zeit zu sterben“.
Mit Daniel Craig in „Casino Royale“ startete 2006 eine neue Bond-Ära. Die Figur des Geheimagenten passte sich an das gesellschaftlich vorherrschende Männerbild und die generellen Geschlechterrollen an. So war ein Sean Connery und auch ein Roger Moore aus heutiger Sicht alles andere als feinfühlig und respektvoll gegenüber den Bond-Girls: Während Connery als Bond sich die Liebe fast schon mit Gewalt von seinen Frauen holte, brillierte der von Moore gespielte Agent durch sexistische Witze.
HART, ABER HERZLICH
Durch den neuen Bond mit Daniel Craig wandelte sich die Rolle der Frau und damit auch die des Mannes (und umgekehrt). Craig wird von Frauen gequält, er selbst leidet wie ein Hund, gibt sich hart und verletzlich zugleich. Damit passt er perfekt zu den Antihelden aus aktuell erfolgreichen Serien und Filmen, die vor allem aufgrund ihrer Ecken und Kanten derzeit so beliebt sind.
KEINE ZEIT ZU STERBEN
Im neuen Bond hat Agent 007 seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand auf Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist.
Gleich zwei neue Agentinnen machen es James Bond in „Keine Zeit zu sterben“ nicht immer leicht. Und auch sonst ist diese Ausgabe in Sachen Frauenpower top aufgestellt. „Wir sehen so viele verschiedene starke Frauen in diesem Film. Und sie sind verdammt badass“, verrät Schauspielerin Lashana Lynch, die Agentin „Nomi“ spielt.
An Craigs Seite versammelt sich einmal mehr ein britisches Ensemble par excellence: Oscar-Preisträger Rami Malek („Bohemian Rhapsody“), die Oscar-Nominierten Ralph Fiennes („Der englische Patient“) und Naomie Harris („Moonlight“), Golden-Globe-Gewinner Ben Whishaw und Jeffrey Wright sowie Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ana de Armas und Rory Kinnear.
Das Drehbuch zu „Keine Zeit zu sterben“ stammt übrigens von den 007-Veteranen Neal Purvis und Robert Wade sowie Cary Fukunaga, Scott Z. Burns („Das Bourne Ultimatum“) und – auf persönlichen Wunsch Daniel Craigs – der mehrfach Emmy-prämierten Autorin Phoebe Waller-Bridge („Fleabag“).
DER DAUERBRENNER
Seit Sean Connery und seinem Bond-Debüt in „Dr. No“ im Jahr 1962 liebt das Publikum die Stories rund um den britischen Geheimagenten bis heute.
Nach Connery sorgte auch Roger Moore für große Erfolge, obwohl die Figur sehr konträr zu ihrem Vorgänger angelegt wurde: Sean Connery war mehr der gefühlskalte Macho, Moore mehr der Unterhaltsame. Bei seiner letzten Produktion war Roger Moore bereits 58 Jahre und damit auch der bisher älteste Bond der Geschichte.
Ein kurzes Spiel hatte George Lazenby, der 1969 in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ nur einmal als 007 zu sehen war. Da Connery aufhören wollte, suchte man Ersatz und kam auf den damals unerfahrenen Lazenby. Der große Erfolg blieb aus, vor allem auch intern fanden der Jungschauspieler und die Produzenten keinen grünen Zweig.
Timothy Dalton konnte in der Rolle des James Bond die Zuseher nicht wirklich überzeugen und war deswegen nur zwei Mal am Start. Und das, obwohl seine Figur eigentlich ähnlich der des heute so beliebten Bonds mit Craig angelegt war.
Mit Pierce Brosnan und „GoldenEye“ wurden dann aber wieder weltweit über 350 Millionen Dollar eingespielt. „Bond ist ein Geschenk für die Ewigkeit und hat mir eine wunderbare Karriere ermöglicht“, verriet der Ire Pierce Brosnan in einem Interview im „Guardian“.
Seit Daniel Craig Mr. Bond verkörpert klingeln die Kassen sowieso gewaltig: Über 3,1 Milliarden Dollar haben die Einsätze von Daniel Craig als 007 bislang gebracht – „Skyfall“ und „Spectre“ waren die umsatzstärksten Filme der gesamten Reihe. Mit dem finalen Auftritt von Daniel Craig in „Keine Zeit zu sterben“ (in Überlänge!) könnte sich das aber noch ändern …


Text: Alicia Weyrich
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