
Nach einer langen Zeit der pandemischen Einkehr kommt Klaus Eckel endlich wieder zurück auf die Bühne und präsentiert sein neuestes Kabarettprogramm „Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht!“, mit dem er seit Mai 2022 durch Österreich tourt.
Äußerst glaubwürdig – sicher nicht nur deshalb, weil er selbst ein notorischer Schnellsprecher ist – kann er uns darin den Sinn von Unsinn und Blödelei erklären und die Vorteile von Talentearmut: „Also ich finde Talentearmut sehr beglückend, ich kann einfach nur deppat reden. Entweder ich mach das oder AMS.“ In scheinbar freien Assoziationsketten beleuchtet Eckel in seinem 10. Soloprogramm Themen wie Corona und Verschwörungstheorien, Trends wie Waldbaden und Eistauchen, aber auch gesellschaftliche Phänomene wie die Kränkungskultur („Wenn du im Fasching als Maikäfer gehst, kränkst du damit den Juni – und eventuell sogar den August.“), den „Sofortismus“ sowie das Älterwerden: „Man muss ja das Leben irgendwie noch ein bissl verwildern lassen. Die ganzen jugendlichen Wünsche wie Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll werden immer mehr zu Grillen, Rasenmähen und der Nachbar soll die Musik leiser drehen.“
Selbstreflexion
Mit einer großen Portion Selbstironie erzählt der Solokabarettist von seinen unzähligen Therapieerfahrungen: „Ich bin ja wegen allem in Therapie, das ist ein guter Selbstversuch, ein Upgrade von sich selbst zu machen.“ Auf der Bühne offenbart er der fiktiven Frau Dr. Brand seine Probleme: „Ich glaube, ich hab die erste Türkenbelagerung noch nicht ganz verarbeitet, Frau Doktor. Mir ist aufgefallen, dass ich oft nicht schlafen kann, wenn in der Nacht Halbmond ist.“
Herr Eckel, was ist Ihre Aufgabe als Kabarettist?
Klaus Eckel: Ich mag es, wenn es durchgängig -unterhaltsam ist, deswegen muss es ja nicht platt sein. Ich versuche, gesellschaftlichen Anspruch und schnellen Humor zu verbinden. Ich hab zwar meine Anliegen, aber ich möchte trotzdem nicht belehren, ich hab keinerlei Missionierungsauftrag.
Sie haben sich in der Pandemie ausgiebig über Corona und Homeoffice ausgelassen. Inwieweit ist jetzt der Krieg Thema des neuen Programms?
Gar nicht, Eskapismus ist manchmal auch eine Chance. Es ist keine einzige Bemerkung über Putin darin enthalten, da ist so viel Schmerz, der verdient sich keinen Humor. Natürlich könnte man schnell einen billigen Lacher ernten, aber ich will das bewusst nicht. Ich will auch nicht über Untersuchungsausschüsse oder Innenpolitik reden, wenn wir keine Selbstwirksamkeit haben. Mir ist es immer wichtig, dass ich über -Sachen rede, bei denen man denkt, man könnte etwas ändern, wenn man wollte.
Darf man sich als Kabarettist über alles lustig machen?
Ich verletze ungern, aber jeder Witz beinhaltet eine kleine Kränkung, die meisten nehme ich allerdings auf meine Kappe.
Was ist für Sie Humor?
Humor ist eigentlich Distanzgewinn, man geht aus sich heraus und betrachtet sich aus der Vogelperspektive. Und Humor ist auch eine Art Desinfektionsmittel, aber eben für die Psyche. Man kann damit die eigene Resilienz steigern. Ich lasse mich nicht nur von alltäglichen Begebenheiten inspirieren, sondern auch von Viktor Frankl, dem Begründer der Existenzanalyse. Ich kann Situationen nicht ändern, aber ich kann immer meine Reaktion steuern. Ich glaube, wir drängen uns irrsinnig oft in eine Opferrolle, man suhlt sich darin, alle sind heute traumatisiert, aber man ist viel handlungsfähiger, als man denkt.
Sie sagen, Sie möchten dem Sinnlosen wieder einen Platz geben? Wie meinen Sie das?
Ja, wir haben uns verdient, endlich wieder zu blödeln, wir brauchen wieder Leichtigkeit und Nonsens in unserem Leben. Wir sollten uns erlauben, wieder mehr Kind zu sein und was Surreales, Verrücktes zu machen, einfach so, ohne Sinn und Grund.
Sie haben jetzt Ihr 10. Soloprogramm herausgebracht. Sind Sie über die Jahre milder oder schärfer geworden?
Ich bin immer weniger radikal. Mit Hass oder Ablehnung vergiftet man sich nur sein eigenes Gemüt.
Weitere Infos zum Künstler unter: www.klauseckel.at
Text: Heidrun Henke
Foto: Johannes Zinner