Konferenz der kleinen Erfolge

Die diesjährige Klimakonferenz ging mit kleinen Erfolgen und großen Enttäuschungen zu Ende. Die globale Staatengemeinschaft verdrängt die Tatsache des Klimanotstands immer noch.

Von 31. Oktober bis 13. November fand in Glasgow, Schottland, die Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt. Die 26. „Conference of the Parties of the United Nations Framework Convention on Climate Change“ – kurz COP26 – hatte sich zum Ziel -gesetzt, bis 2050 globale Klimaneutralität zu erreichen, damit die -Erhitzung bei plus 1,5 Grad gestoppt werden kann. Dafür sollten die Länder ambitionierte Pläne vorlegen. Ist das gelungen? Kurz -gesagt: nein. Trotzdem konnten kleine Erfolge verbucht werden. 

Klimaziele werden nachgeschärft
Alle Staaten müssen ihre Klimaziele anpassen und ab jetzt nicht mehr alle fünf Jahre, sondern zweijährlich Bilanz ziehen. Die aktuellen Versprechen reichen nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, zu dem sich die Staaten beim Pariser Abkommen im Jahr 2015 verpflichtet haben, denn schon mit den aktuellen Versprechungen steuert die Erde auf eine 2,4-Grad-Erhitzung zu. Wird weiterhin nichts davon umgesetzt, kommt es sogar zu einer -Erwärmung von fünf bis sechs Grad bis 2100. 

Waldpakt zum Schutz der Wälder
Bis 2030 soll die globale Entwaldung gestoppt werden. Diesen Pakt unterzeichneten über 100 Länder, darunter Deutschland, Russland, Brasilien, China und die USA. Insgesamt sind die -Nationen für mehr als 86 % der globalen Waldfläche verant-wortlich. Dass auch Brasilien diesen Pakt unterzeichnet hat, ist ein Gewinn, allerdings sieht die Umweltschutzorganisation -Greenpeace darin einen „Freifahrtschein für weitere zehn Jahre Abholzung“.

Verwässerter Kohleausstieg
Als positiv wird gewertet, dass bei der COP26 überhaupt über Kohle gesprochen wurde. Das war in keiner Klimakonferenz -davor der Fall. Alok Sharma, der Präsident der Klimakonferenz COP26, hatte sich vor der Konferenz das Ziel gesetzt, in Glasgow ein „Ende der Kohle“ einzuläuten – und er hätte es fast geschafft: Im Pakt um den Kohleausstieg stand bis zuletzt die schriftlich festgehaltene Vereinbarung zum „Ausstieg“, erst in den letzten Gesprächsrunden legten einige Länder, wie China, Indien und der Iran, ihr Veto ein und erwirkten eine Umformulierung zum „Reduzieren“.

Gemischte Bilanz 
Die COP26 ging zwar nicht völlig ohne Beschlüsse zu Ende, große Erfolge können aber nicht gefeiert werden. In -Glasgow wurden die technischen Details zur Umsetzung des 1,5-Grad-Ziels vereinbart, NGOs finden die Abmachungen aber insgesamt zu wenig weitreichend. Besonders jene Länder, die längst die gravierenden Auswirkungen des -Klimawandels spüren – die Erde hat sich bereits um 1,2 Grad erwärmt –, sind von den Ergebnissen der COP26 alles andere als begeistert. Inselstaaten in den Tropen, wie Tuvalu oder die Philippinen, sind mit häufigeren und stärker gewordenen Stürmen und dem steigenden Meeres-spiegel längst betroffen. Veränderung wird nicht nur durch die globale Abhängigkeit von fossilen Energieträgern -blockiert, sondern auch von der starken Erdöl-Lobby, die bei der Klimakonferenz jedes Jahr vertreten ist. Es wird immer noch verhandelt, als hätte die Welt Jahrzehnte Zeit. Das kritisieren Klimaforscher ebenso wie Klimaaktivisten: -Greta Thunberg fasst die COP26 mit „Blablabla“ -zusammen und weist darauf hin, dass die „wirkliche Arbeit“ -außerhalb der Hallen der Klimakonferenz getan werden müsse. Hier wird auch der demokratische Druck aus der Bevölkerung benötigt: Mit folgenreicher Klimapolitik müssen Wahlen gewonnen werden können.

Bei der COP26 wurden Maßnahmen verhandelt, wie die Länder der Welt die Klimaneutralität erreichen können.

Ranking der Klimapolitik  

Jedes Jahr bewertet der Climate Change Performance Index (CCPI) die Länder der Erde auf ihren Klimawandel-Impact. Das macht sichtbar, wie gut ein Land in Sachen Klimaschutz dasteht. Österreich liegt im schlechten Mittelfeld. 

Vorbildliche Klimapolitik: Dänemark
Das kleine Land in Nordeuropa liegt an der Spitze des CCPI22. Dänemark zeigt sich in allen vier Kategorien vorbildlich: Im Jahr 2020 hat sich Dänemark zu einer Emissionsreduktion von 70 % gegenüber 1990 verpflichtet und strebt bis 2050 eine Klimaneutralität an. Außerdem steht Dänemarks Klimaziel mit dem Pariser Abkommen im Einklang.

Kaum besser als China: Österreich 
China wird gern die Karte des Klimabösewichts -zugeschoben. Traurigerweise ist Österreich mit Rang 36 nur um einen Rang besser. Stimmt zwar: Die Volksrepublik ist mit 11,7 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen im Jahr 2018 der größte Emittent der Welt. Dass China nicht den letzten Platz einnimmt, liegt an seiner „ambitionierten“ Klimapolitik. Diese geht zwar an den 2-Grad-Zielen vorbei, aber es gibt zumindest schriftlich festgehaltene Versprechen. 

Österreich hebt sich von diesem schlechten Vorbild kaum ab: In Sachen erneuerbare Energien gibt es zwar gute Noten, die gesamte Emissionsbilanz lässt aber mehr als zu wünschen übrig. Auch die Klimapolitik konnte kaum -punkten, so liegt zum Beispiel die CO2-Bepreisung von 30 Euro pro Tonne weit unter den Empfehlungen von -Wissenschaft und NGOs.

Absoluter Verlierer: Australien 
Australien will zwar bis 2050 Netto-Null erreichen, das soll aber unter Beibehaltung des Energieverbrauchs auf Basis fossiler Brennstoffe passieren. Australien will seine -Emissionen ausschließlich mit technologischer Hilfe ausgleichen. Angesichts der über 600 Millionen -Tonnen CO2 pro Jahr halten das auch die Experten des CCPI für „unzureichend“. Platz 58 nach Climate Change Performance Index 2022, mit 0 Punkten in der Kategorie „Klimapolitik“, wird das Land als „Loser of CCPI 2022“ gewertet. 

Alle Ergebnisse gibt’s unter: ccpi.org


Text: Helena Zottmann
Fotos: Unsplash

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