
Die Verschärfungen in der Kreditvergabe und die Teuerung machen es aktuell für Häuslbauer und Wohnungssuchende schwer. Für finanziell Unabhängige hingegen blüht der Markt der Luxusimmobilien. Die Trends 2023 sind klar.
Grund und Boden sowie Immobilien waren schon immer das sicherste Investment. Vorsorgewohnungen boomen, Zinshäuser werden gehandelt wie Wertpapierdepots und Vermietungen sind einträglich wie nie zuvor. Wer aber nicht darauf abzielt, in eine Immobilie als Einnahmequelle zu investieren, sondern diese als Zweit- oder Drittwohnsitz ganz für sich (und die Erben) allein zu nutzen, hat gut lachen. Aktuell steht ein ganzer Smörgåsbord an exklusiven Häusern, Villen oder Appartements am Immobilienmarkt im In- und Ausland zur Auswahl. Wenn profane Dinge wie Kreditzinsen und schnöder Mammon keine Rolle spielen, steht dem Monopoly in echt nichts im Weg. Experten aus der Immobilienbranche und Analysten sehen hier für das kommende Jahr schon klare Trends, was Art und Ausstattung der Immobilien betrifft
Luxus boomt
Man kennt es aus praktisch allen Produkt- und Dienstleistungssparten: Egal, wie trist die Zeiten sind, ganz oben gönnt man sich immer. Kryptobörsen straucheln, altes Geld hält. Auch wenn Herr Österreicher beim Heizen sparen muss, sind die Top-Resorts in den Ski-gebieten trotzdem gut gebucht. Dementsprechend können die Makler trotz globalem Knick in der Immobilienbranche – in Australien stagniert der allgemeine Markt bereits im zweistelligen Prozentbereich – nicht über mangelndes Geschäft im Bereich Luxury Home klagen. Zwar sind auch hier Einbrüche zu verzeichnen, Villen und Top-Adressen werden trotzdem rege gehandelt. Es wird sogar mit einem massiven Rebound nach oben im Lauf des nächsten Jahres gerechnet. Hier handelt es sich übrigens zunehmend um Zweit(!)-Luxushäuser, die nicht nur immer -teurer werden, sondern auch immer schneller drehen: War z. B. in den USA eine luxuriöse Bleibe im Jahr 2021 noch durchschnittlich 38 Tage am Markt, war 2022 schon nach 11 Tagen ein Käufer gefunden. Um es mit Supertramp zu sagen: Crisis? What Crisis?
Sicherheit geht vor
Das heißt aber nicht, dass der heiße Markt der oberen 5 % des Immobilienmarkts gänzlich unbeeindruckt von den Ereignissen der turbulenten 20er Jahre ist, ganz im Gegenteil. Aufgrund der Erfahrungen mit der Pandemie und den daraus resultierenden Verwerfungen wie Lockdown und Homeoffice werden an Immobilien heute sehr spezifische Anforderungen gestellt. So ist der bis 2020 eher rückläufige Wunsch nach großen Außenbereichen wieder Nummer Eins; ebenso sind Gated Communitys mit guter, exklusiver Infrastruktur sehr gefragt. Schließlich will man es sich beim nächsten Lockdown ohne Lagerkoller daheim gemütlich machen. Auch gute Datenanbindung ist deutlich im Anforderungskatalog gestiegen, Fibre-to-the-Home wird vorausgesetzt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist absolute Privacy. Uneinsehbare Grundstücke und Außenbereiche sind ein Must, im Bereich der Appartements boomen die obersten Etagen solitär stehender Hochhäuser am stärksten. Was auch immer man daheim tut – man tut es für sich. Und wie so oft ist der Luxusmarkt vom allgemeinen Trend weitgehend entkoppelt: Während am Immobilienmarkt für Otto Normalverbraucher, oder zumindest Otto Einwenigmehrverbraucher, nach wie vor Knappheit herrscht, sind üppige Villen und feudale Wohnungen reichlich zu haben.
Location, Location, Location
Ein weiterer, den jüngsten globalen Entwicklungen geschuldeter Trend zeichnet sich ebenfalls ab: Energieautarkie ist Trumpf. Auch wenn man meinen sollte, dass es bei Immobilienpreisen im siebenstelligen Bereich auf die paar Taler mehr bei Energie und Betriebskosten auch nicht ankommt, darf man auf eines nicht vergessen, nämlich Versorgungssicherheit. Denn was nützt es, wenn man sich Klima, Heizen und Entertainment zum Energie-Volltarif leisten kann, aber die Pipelines zu sind und die Pellets-Lieferung ausbleibt? Und ganz zu schweigen von einem Blackout. Ideal ist daher in den Augen von potenziellen Käufern eine Liegenschaft, die via niedrigem Energieverbrauch und Photovoltaik auch in angespannten Zeiten Sicherheit und Komfort bietet. Dementsprechend sind auch Objekte in gemäßigten Lagen derzeit mehr im Trend als beispielsweise Häuser in den Bergen oder im heißen Süden. Zusammenfassend kann man also sagen: Der wirtschaftlich robuste Immobilienkäufer schaut sich 2023 am ehesten nach einem üppigen Niedrigenergiehaus mit Solarbestückung, FTTH und großem, diskreten Garten in einer geschlossenen Wohnanlage um, alternativ auch einer großzügigen Wohnung in den obersten Etagen eines weitgehend autarken Wohnturms. Und das nicht in Palm Springs oder Kitzbühel. Sondern in Nashville und Südfrankreich.

Text: Markus Höller