Nah und doch so fern

Das Fernweh nagt an uns, doch die großen Reisen müssen noch warten: ans Meer fahren, Fjorde entdecken oder gen Süden düsen. Vier heimische Plätze, an denen man sich wie im Ausland fühlt.

Manchmal braucht man gar nicht weit wegzufahren, um sich ganz woanders zu fühlen. Selbst in Österreich kann man zuweilen glauben, man befände­ sich irgendwo an der Adria, auch wenn man in Wahrheit „nur“ am größten See des Landes sitzt. Mancherorts mutet die Alpenrepublik sogar wie eine typisch skandinavische Fjordlandschaft an. Und ein paar Stunden entfernt, verwandelt sich die südliche Steiermark in die Toskana­ und der Traum vom idyllischen Weingut nahe von Pisa ist gefühlt ganz nahe. Nur statt dem Chianti trinkt man hier Morillon. Und der schmeckt genauso gut! Es ist also alles eine Frage der Einstellung und Fantasie – das Urlaubsfeeling schaffen wir uns selbst. Kleine Hinweise auf ferne Länder, ein Geräusch, die Farben, spezielle Gräser, bekannte Gerüche – und wir beamen uns gedanklich in eine andere Welt. Ach ja, kaum zu glauben, aber: Wer aufmerksam durch den Lainzer Tiergarten schlendert, hat echte Chancen auf einen Serengeti-Moment. Also darauf einlassen und genießen …


Das Meer der Wiener.
Es ist nicht nur seine Größe, auch das milde Klima macht den Neusiedler See zu einer Art Meer. Der Slogan „Das Meer der Wiener“ wurde bereits 1920 von der burgenländischen Tourismus­werbung geprägt. Seither pilgern tatsächlich besonders gern die Wiener hierher zum Baden, Surfen, Kiten, Segeln, … Wenn man am Abend am Steg sitzt und in den Sonnenuntergang blickt, könnte man glauben, man wäre in Grado.

Fjordlandschaft Kampseen.
Norwegen? Aber sicher doch irgendwo in Skandinavien? Das könnte man annehmen beim ersten flüchtigen Blick auf dieses Foto. Doch weit gefehlt, auch Österreich hat eine bizarre, spannende Fjordlandschaft, die entdeckt werden will. Das Kampseen-Gebiet umfasst die drei Stauseen von Ottenstein, Dobra und Thurnberg, die in den 1950er Jahren zur Energiegewinnung angelegt­ wurden. Zu diesem Zweck wurde das enge Kamptal geflutet. So entstand die „Waldviertler Fjordlandschaft“ mit verzweigten Nebenarmen, Buchten und kleinen Stränden …


Berge wie in Kanada.
Das steirische Gesäuse­ zeigt eine ursprüng­liche, raue Bergwelt, die streckenweise an kanadische Bergriesen erinnert. Beim Aufstieg kann man zuweilen­ internationalen
Kletter­profis begegnen, die gerne wegen der ­anspruchsvollen Routen herkommen. Auch für Rafter und Canyoning-Sportler ist das Gesäuse ein beliebter Hotspot.


Text: Heidrun Henke
Fotos: iStock, Stefan Leitner/NP Gesäuse, Waldviertel Tourismus/Weinfranz

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