Power Player

GROSSER BÄR. Der 5- bis 7-sitzige Kodiaq war 2017 das Startmodell der SUV-Initiative von Škoda.

Die Tschechen gelten als gemütlich, auch als (etwas) behäbig. Ersteres können sie sein. Ohne und mit Bier. Zweiteres stimmt definitiv nicht. Weder im Rennsport noch auf öffentlichen Straßen.

Einst galt ein Škoda als „Porsche des Ostens“. Das war ein auf Racing getrimmtes Coupé, artgerecht, mit zwei Türen, und es lief unter dem Namen 130 RS bei der Rallye Monte Carlo von 1977 zu voller Siegesleistung auf – auf Rang eins und zwei. Heckgetrieben, mit 1,3-Liter-Aggregat und 140 PS, auf Basis des damaligen 110 R. Das Kürzel „RS“ – es steht für „Rallye Sport“ – hatten schon die Vorläufer-Prototypen getragen. Zu dieser Zeit war der Eiserne Vorhang zwischen Ost- und Westeuropa noch hoch-gezogen, noch lange. Dennoch reüssierte die tschechische Marke, deren Ursprünge in der österreichisch-ungarischen Monarchie liegen (Gründungsjahr 1895), im internationalen Motorsport. Der Triumph war keine Eintagsfliege, man siegte bis 1983 auf Rallye Pisten und Rundstrecken.

DIESEL & BENZINER
Längst ist Škoda im Westen angekommen. Und den Porsche-Vergleich bemüht man nicht mehr. Denn mit der unglaublichen Erneuerung, die mit 1990 eingesetzt hatte, knüpfte man nicht nur an die einstige technische Expertise an, sondern entwickelte sich weit darüber hinaus. Motorsport ein geschlossen. Der wirkte sich auch auf Serienmodelle aus. Das Markenzeichen ist, selbstverständlich, das Kürzel „RS“. Begonnen hatte es mit dem Octavia, in beiden Karosserie-Varianten. Zwischenzeitlich war auch der Fabia zu RS-Ehren gekommen, mit einem 1,9-Liter-Diesel (noch mit Pumpe-Düse-Einspritzung) und 130 PS Leistung. So ein Modell ist zwar in der Großserie mittlerweile obsolet und RS-Fabias laufen nur noch im Rallyesport, dafür setzte und setzt es – wieder – Siege in Serie. Wie in der gerade abgelaufenen WRC2-Saison. So kalkuliert man, auch in der kommenden.

AUCH DER ELEKTRIKER
Dem Octavia iV, sowohl Coupé als auch Combi, kann nach wie vor die RS-Markierung gebühren, mit 240 oder 245 PS.

Neu hinzugekommen ist 2018 der Kodiaq RS, als erster Škoda-SUV im Sport-Trimm. Zuerst mit 240-PS-Diesel, seit seinem Facelift im Vorjahr mit 245-PS-Benziner und – im Gegensatz zum Octavia – mit Allradantrieb. Wobei das RS zwar Sportlichkeit bedeutet, doch keinerlei Brachialität, dafür ererbte Universalität: Selbst in der Dynamik-Version kann er mit bis zu sieben Sitzen bestellt werden. Nicht nur damit verdient er das Prädikat Familienfreundlichkeit. Der Power Player beherrscht neben forciertem Galopp auch die gemütliche – doch nicht behäbige! – Gangart.

Jetzt ist er, als SUV, nicht mehr allein: Der vollelektrische Enyaq iV gehört nun, mit 299 PS und knackiger Abstimmung, ebenso in die RS-Familie.

Škoda Kodiaq RS:
Benziner, 1.984 ccm, R4, Turbo, Direkt­einspritzung, 245 PS, 370 Nm, ­Allradantrieb, 7-Stufen-DSG, 0 auf 100 in 6,5 Sek., 234 km/h Top-Speed, 4.699/1.882/1.686 mm L/B/H, 2.790 mm Radstand, ab 1.794 kg Gewicht, 5-7 Sitze, 270/835-2.005/2.065 l Kofferraumvolumen (7-/5-sitzige Version)

Preis: ab 62.820 Euro (5-sitzig)

Text: Beatrice Keckeis-Hiller
Fotos: Škoda Auto (2), Honza Fronek (2), Petr Homolka

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