
Was Kenner und Insider über die beliebteste aller Komplikationen sagen und worauf der ungebrochene Erfolg einer Zusatzfunktion beruht, die heute eigentlich gar nicht mehr gebraucht wird …
1821 präsentierte Nicolas Mathieu Rieussec in Paris den ersten Tintenschreiber zur Kurzzeitmessung. Der französische Uhrmacher nannte sein Instrument Chronograph – zu Deutsch „Zeitschreiber“. Und das war wörtlich zu verstehen, denn der Mechanismus hinterließ bei Betätigung des Stoppers Tintenkleckse auf dem Zifferblatt. Seither hat sich einiges getan. Nicht nur, dass man keine Tinte mehr einfüllen muss – der mechanische Chronograph kommt nicht nur ungleich genauer daher, sondern auch mit Zusatzfunktionen wie Flyback oder Rattrapante – unter Umständen sogar in Kombination mit weiteren Komplikationen wie GMT, Weltzeit oder Ewigem Kalender.
Die ursprüngliche Intention, nämlich die möglichst exakte Messung kurzer Zeitspannen, bewegt schon lange nicht mehr zum Kauf eines Chronographen. Viele Träger nutzen die Funktion gar nicht oder höchst selten. Dennoch ist die Stoppfunktion die beliebteste Komplikation. Wie erklärt sich dieses widersprüchliche Phänomen?
Gisbert Brunner, Uhrenexperte, Fachjournalist und Autor: „Der Chronograph ist eigentlich eine der unnötigsten Komplikationen im Zeitalter von Smartphones, deren Timer viel praktischer zu handhaben ist. Was den Chronographen so beliebt macht, ist seine Optik. Er sieht einfach stark aus mit seinen Drückern und den Zusatzanzeigen auf dem Zifferblatt. Für Mechanikfans bietet er auch einiges, und das um vergleichsweise wenig Geld.“


Text: Ines B. Kasparek
Fotos: Hersteller